Wie verwoehnt waren wir die letzten Wochen und Monate. Seit Bolivien reiner Luxus. Das aendert sich jetzt aber wieder. Thailand oder zumindest Bangkok ist zwar schon anders in allem was wir so kennen, aber dennoch etwas westlicher.
Wir sitzen im Bus - die letzte lange Busfahrt ist schon wieder etwas her - zur Grenze zwischen Thailand und Kambodscha und dann weiter nach Siam Reap.
Der Grenzuebergang ist ziemlich gross und es ist richtig viel los. Der eigentliche Grenzwechsel koennte nicht dramatischer sein. Unter der Bruecke, die ueberquert werden muss, windet sich ein stinkendes kloakiges Gerinsel voller Muell.
Kambodscha ist arm. Sicher das aermste Land, durch das wir bisher gekommen sind. Bolivien war auch sehr arm, aber anders. Nicht existentiell. Hier haben wir ein anderes Gefuehl, etwas bedrueckender, wobei wir noch nicht genau sagen koennen, was die Laender genau unterscheidet.
Siam Reap empfaengt uns aber herzlich und wie so oft darf man von materiellen Westen nicht auf die Menschen schliessen. Klar ist jeder an den Dollars interessiert, aber, fair enough, wer soll es den Maedels und Jungs veruebeln.
Die Flagge Kambodschas stimmt uns auf die kommenden Tage ein. Von den Fahnenmasten prangt das Relief von Angkor Wat. Siam Reap, was so viel heisst wie 'den Siamesen in den Hintern getreten zu haben', ist die Stadt bei Angkor, auch heute noch das Zentrum des Khmer Reiches.
Zwischen den Ruinen die zahlreichen Verkaufsstaende und es wird immer gelacht, wahrscheinlich viel ueber Touristen, aber auch gern ueber sich selbst.'Hey Mr. want some drink? Have cheap cold coco nut!'
Hey Mr, Cheeeep, hi hi hi hi hi'. Alles grinst. Die Maedels, zwanzig, aber sehen aus wie zwoelf, nach acht Jahren Schule Strassenverkaeuferin -
'My Friend, Lady, Madam. ... Want to buy?'- geben nicht auf. 'I have a book (genau das gleiche haben wir schon), 'oh, no problem Mr., buy a second one from me Mr! One for you, one for Madam. One Dollar Mr.?'
Kambodscha ist ein 'one dollar country' zu sein, egal ob Buch, Ananas oder die Tuk Tuk Fahrt.
'Hey Lady, I remember you and when you come back (vom Tempel) you maybe buy ?!' ;-)
Alle sind sehr sehr offen und wir werden taeglich einfach so angesprochen, sobald jemand etwas Englisch kann, wird versucht zu kommunizieren. Wenn das nicht geht wird auch schon mal die Schwester per Handy angerufen um die Bestellung im Resto aufzunehmen.
Alle sind interessiert und erzaehlen gerne ueber sich und ihr Land.
Wir verbringen insgesamt drei Tage bei den Ruinen Angkors. Wir besichtigen zahlreiche Tempel und die riesigen Anlage mit Tuk Tuk und Fahrrad.
Nach dem vierten oder fuenften koennen wir die hindu-/buddhistischen Reliefs schon fast selbst entschluesseln, nur mit den alten Herrschernamen haben wir Muehe.
Es gab Jayavarman VII , oder Suryavarman II, Dharanindravarman II und so weiter...
Neben all der prunktvollen Geschichte Angkors ist die Armut um uns nicht zu uebersehen. Fast an jeder Ecke stehen Schilder von Hilfsprojekten aus aller Welt, um zumindest das Notwendigste sicherzustellen - Wasserpumpen und Unterkuenfte. Ein Lehrer auf einer Busfahrt erzaehlt uns, dass er in trockenen Monaten oft mit seiner Klasse in den Wald geht, um Essen und halbwegs sauberes Trinkwasser zu suchen...
Unser Plan fuer die naechsten Tage und Weihnachten ist es, in den Norden nach Prasat Preah Vihear zu fahren. Allerdings ist noch nicht ganz klar, wie wir da hin kommen. Busse gibt es anscheinend nicht und ein private Taxi fuer 150 Dollar ist uns zu teuer. Mal sehen...
Hamburg ist neidisch und träumt von me(e)hr.
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