Sojorner Map

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Unsere Route

Montag, 1. März 2010

India, India, India!!!

Indien ist anders. Liest man. Hoert man. Aber was soll das schon heissen!? Geh'bitte! Indien wird Dich veraendern, etc...

'Incredible India' ist der Werbeslogan Indiens und es ist wirklich ein im wahrsten Sinne des Wortes unglaubliches Land. Wir sehen Dinge, die hat man vorher noch nicht gesehen. Schoene, interessante, aber auch nicht so schoene.

[Juergen]
Der internationale Flughafen in Kalkutta hat zunaechst das Flair eines tropischen Provinz- Diktaturflughafens, samt Militaer. An der Decke drehen sich vereinzelt Fans - die, die noch funktionieren, oder sie stehen verstaubt stumm. Jede Menge Muecken surren durch die Halle. Die Waende sind vergilbt, der alte Marmor-Imitat Fussboden gibt den gewissen Mafiastil.
Wir warten an einen uralten Gepaeckfoerderband auf unsere Sachen.
Die nicht auffindbare Tante einer Wechselstube, die quasi zu Kursen von vor 20 Jahren tauscht, laesst uns aber hoffen. Mit schoenem Sari taucht sie irgendwann hinter der Glasscheibe auf, als wir schon aufgeben wollten. Wir wechseln Geld. Noch kein ATM in Sicht. Spaeter stellt sich heraus, dass der internationale Flughafen etwas vernachlaessigt ist, am nationalen ist alles zu finden.

Die Fahrt im Bus in die Stadt verlaeuft normal. Kinder/Maedels klopfen ab und an an die Fenster, wir sind Weisse. Alle, in den Autos, LKWs und Bussen neben uns gucken, deuten, zeigen mit den Fingern und lachen, frueher oder spaeter. Worueber auch immer 8-) Wir lachen auch.

Die Gegend, in der wir absteigen, ist irgendwo am Markt, mitten drin.
270220103064.jpg Unsere Absteige, sieht schlimmer aus als es ist...
Wir haben keinen Reisefuehrer, noch nicht, und sind ein wenig verloren. Und noch etwas, wir sind hungrig.
Es ist schwer zu beschreiben aber ich vermisse eine wohl bekannte Noudle-Soup oder Fried-Rice.
Ich mag indisches Essen. Sehr sogar. Aber es sollte auch ... - es ist nicht unappetitlich hier, alles wird immer gewaschen, gegessen wird mit den Haenden - nicht viel anders als Asien - aber dennoch, es ist anders.
Die Strasse, der Gehsteig, die Hauswand ist der Lebensraum der Mehrheit der Bevoelkerung hier. Die Gasse wird zur Gosse. Alles fliesst ineinander. Die Menschen genauso wie das Essen. Der Abwasch genauso wie die Faekalien. Es wird gewohnt, gewaschen, gelacht, gekocht, geschissen, gehandelt, gekauft. Alles auf vier Quadratmetern Gehsteig. 270220103073.jpg Hier die adhoc Schreibmaschinen Tipper fuer Vertraege und sonstige Dokumente...

Und wir finden kein Resto!
Das Wasser kommt aus dem Strassenbrunnen. Es sieht manchmal klar aus, dann auch wieder wie Abwaschwasser.
Nicht dass ein Resto anders waere. Es ist sicher das gleiche Wasser (ausser in den feinen Schuppen, da steht dran dass nur mit gekauftem Wasser gekocht wird...). Es sind die gleichen Leute, aber ein Resto gibt einem ein besseres Gefuehl, irgendwie.
Kein Resto also. Wir sind hungrig!
An einem Stand gibts gut riechendes Dahl und Chai! Ok, es reicht. Augen, Nase, Poren zu und durch. Je frueher desto besser. Es ist eh nicht zu vermeiden. Wenns passiert, dann passierts. Jetzt oder spaeter. Besser jetzt. Was einen nicht umbringt macht einen haerter. Aber wenn es dich dann doch umhaut?
Am Stand ist viel los, wir stehen Schlange, schon mal ein gutes Zeichen. Entweder ist es sehr billig oder sehr gut. Das Dahl ist lecker. Der Chai ein Genuss. Mehr bitte! Es wird gelacht und man unterhaelt sich. 'Where are you from?'. 'Austria!'. 'Ahaa, Australia. Big Country!'. 'Yes, yes yes big Country!'. Drum herum nicht gucken. Wegschauen, so funktioniert Indien! So machen es alle.
Einen Tag hier, erste Lektion gelernt.
270220103072.jpg Ein bisschen gucken dann schon!
Wir spazieren weiter zum Victoria Memorial.

270220103069.jpg Eigentlich ein schoener Bau, etwas verwaist halt, schwierige Kolonialgeschichte halt. Eingezaeunt.

Auf dem Weg dahin viele Cricketspieler im Park und viele Ziegen. 'Hey, whats your name?' fragt ein Spieler. 'Juergen!'. 'Ah, how long have you been here in Colcata?'. 'Oh, its our first day.'. [...] 'Ah, thanks for talking.' Die Haende werden geschuettelt. 'Welcome to India!'.
Ein herzlicher Empfang, wirklich.

Uns steht auch noch einiges bevor, denn morgen ist 'Happy Holi!'. Das ist, wenn alle Hindus ein bisschen durchdrehen, sich die schoensten Farben in Pulverform kaufen, eine Spritzpistole dazu und damit durch die Stadt ziehen. Schreien, musizieren, jubeln und mit der Farbe um sich werfen! 280220103084.jpg Die Munition ist bereit!
Sie machen die Welt ein wenig schoener und vor allem bunter! Es ist wie Karneval, nur besser und wir sind mitten drin!

280220103088.jpg Ein bisschen halt ;-)

Andere sehen so aus... img_0479.JPG
Was haut einen um?
Es wird gar nicht so viel gebettelt. Wenn dann bei Touris genauso wie bei allen
anderen.
Die Muetter mit kleinen Kindern, ganze Familien auf ihrem Platz auf der Strasse.
Morgens wenn der Muell nach Essbarem durchsucht wird.
Es gibt gar nicht so viele Hunde hier. Ich glaub ja, weil fuer die nicht so viel uebrig bleibt wie anderswo.
Die Slums mitten in der Stadt, hinterm Markt. Nichts gibts hier, eine Kloake. Und genau mitten drin sitzt einer und durchwuehlt den Dreck auf der Suche nach...?
Ueberall liegen Menschen. Unterm Baum, auf der Belustrade, aufm Weg, auf der Strasse. Tot? Ich wills nicht wissen.
Wie geht das hier? Wie wird hier Leben definiert? Es muss ganz anders sein, komplett anders, zumindest fuer die meisten. Praktisch, dass ein Glaube erfunden wurde, der die Menschen gleich zur Geburt in Gruppen teilt. Das hilft sehr beim Umgang mit Armut. Falsche Kaste, weg da, bist ja eh Dreck.
Was mach ich hier als Tourist, was machen alle Touristen hier?! Ach ja, weggucken! Nicht falsch verstehen, aber es funktioniert.
Die, die Indien lieben, kann ich nicht ganz verstehen. Ich kann nicht die ganze Zeit weggucken, vielmehr will ich weglaufen (zumindest raus aus den grossen Staedten).

Nach zwei Tagen ergibt Indien bereits ein wenig Sinn. Du selbst bist klein, viel zu klein und unwichtig. Ein Punkt in der Landschaft. Das Land schluckt Dich. Man wird ueberrollt.
Zweiter Tag hier, zweite Lektion gelernt. Du bist nichts.

[Melanie]

Indien ist anders  ;-). War schon mal hier und bin vielleicht ´was mehr im Weggucken geuebt. Dennoch, manches ist hart und unvorstellbar, das Land ist ein einziger Kontrast, ´Incredible India´ in jeder Hinsicht.

Mit dem Zug gehts weiter zum Trekken nach Darjeeling. Eigentlich nicht geplant, aber schnell weg hier und wir freuen uns auf ein wenig Hoehenluft und Abkuehlung.

1 Kommentar:

  1. wow! sehr sehr beeindruckender essay über indien. stimmungsvoll, erschütternd, schaurig! alles gute aus graz. andreas

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