1100 Wir, das sind Wolf, David, Tomi, Melanie und Juergen
Die letzten Erledigungen sind abgeschlossen.
Das Boot ist riesig. Eigene Koje mit Bad. Wir richten uns kurz ein, ziehen uns an und werden erstmal kurz eingewiesen.
Das Schiff,
Drinnen alles was man braucht. Kueche, Esstisch, Ofen, Herd, 2.500 Liter Wasser, 5.000 Liter Diesel... In Summe 45 Tonnen, Alu und Teak - hier laessts sich aushalten!
Um 1200 werden die Motoren gestartet und wir verlassen den Hafen in Richtung Puerto Williams (Chile) fuer den Grenzuebergang.
Wir setzen Segel (Juergen dreht sich an der Winsch im Uhrzeigersinn einen Wolf (was fuer ein Wortspiel), bis zum Tip von Wolf - andersherum gehts einfacher ;-)) und bei gutem Wetter und kraeftigem Wind (30 Knoten) gehts zuegig dahin.
Wir erreichen den Hafen puenktlich fuer das Beamtentum.
Ankern, Ankerbier, Abendessen (Pasta mit Tomatensosse, Vino).
Zur Orientierung, hier sind wir...
17.10.09 Puerto Williams Hafen (54°56'7" S; 67°36'20" W)
0800 Fruehstueck. Das Barometer faellt. Wir erwarten ein Tiefdruckgebiet aus Westen. Wir setzen Kurs Richtung Isla Lennox. Im Moment Sonne und bestes Segelwetter. Es geht mit guten 8 Knoten durch den Beagle Kanal.
Die Landschaft erinnert uns an den Norden Europas. Ab und zu tauchen aber Pinguine auf. Die ersten Albatrosse jagen ueber die Wellen. Super schoen mitanzusehen. Es ist das Ende - fuer uns aber vielmehr der Anfang - der Welt. 8-)
Juergen am Steuer des 40 Tonners und fuehlt sich wohl dabei!
Wir ankern vor Lennox und gehen an Land, ein kleiner Spaziergang. Das Barometer faellt immernoch. Der Blick auf die Wettervorhersage verheisst nichts Gutes.
18.10.09 Isla Lennox (55°17'18" S; 66°80'00" W)
0730 Fruehstueck. Schoenes Wetter. Barometer faellt aber weiter. Wir gehen Segeln! :-)
Auf dem Weg zur Caleta Martial verschlechtert sich das Wetter sichtlich und spuehrbar - harte Arbeit hinterm Steuer.
Das Ziel vor Augen nimmt der Wind zu. Wir ankern um 1600 in der Bucht. Mit fast allem was wir an Ankerkette dabei haben und das ist eine Menge. Wolf hat hier schon Tage verbracht ohne Chance auf Weiterfahrt. Die Bucht ist gut, aber nicht sehr windgeschuetzt. Es gibt ab und an schon mal bis zu 80 Knoten hier. Das ist viel und schaukelt uns spaeter mehr als in den Schlaf. Den Landgang verschieben wir wegen zu heftigen Regenschauern und Sturm. Wir bekommen aber netten Besuch von einem Sturmvogelpaerchen.
Morgen steht die Etappe zum Kap bevor. Das Tief zieht hoffentlich nachts durch.
19.10.09 Caleta Martial (55°49'60" S; 67°16'60" W)
0700 Fruehstueck (eigentlich 0600, wir wollten frueh los, aber der Sturm hat uns ueberzeugt, liegen zu bleiben. Auch gut). Die Santa Maria ist schneebedeckt.
Gegen 1000 wird es heller und der Wind laesst etwas nach. Die Windrichtung ist ideal, also entschliessen wir uns, zumindest Caleta Maxwell anzusteuern. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis zum Kap. Die Bedingungen sind nicht ohne. Boeen bis 48 Knoten, starker Seegang. Mit zwei Reffs am Grossregel und gereffter Fok (trotzdem 7 Knoten Fahrt (!)) laesst sich die Santa Maria Australis immernoch super segeln. Wir stehen alle quer an Bord, der Wind peitscht den Regen uebers Deck, Wellen schlagen ueber Bug und Reling - bestes Segelwetter!!!
Und es wird noch besser. Als wir Maxwell passieren, scheint die Sonne. Kap Horn, wir kommen!
Kap Horn (55°58'47" S; 67°16'18" W)
Wir erreichen die offene See. Ok, DAS ist gaaanz was anderes. Pazifik und Atlantik treffen aufeinander. Die Wellen, vorher zwei drei Meter haben hier in der Regel fuenf, vielleicht sechs. Es ist schwierig zu sagen, da sich alles bewegt, nur noch Wellen ueberall. Vor uns nichts als blau in allen Toenen. Mit dem Wind fast im Ruecken gehts auf den im Schnee glitzernden Felsen zu, das Cabo de Hornos.
Albatrosse ueberall, die Santa Maria wird durchgeschuettelt, der Blick auf das Navi zeigt 10 Knoten, nett!
Leider keine Chance auf Landgang, um der chilenischen Leuchturmcrew einen Besuch abzustatten.
Es ist auch so unbeschreiblich, ein echter Hoehepunkt unserer Reise. Wir trinken Champus, das Schiff faehrt quasi allein, eine Hand am Ruder, viel Verkehr gibt es hier auch nicht.
Der Rueckweg ist schoen, der Wind verlaesst uns nicht mehr und wir erreichen Caleta Martial am fruehen Abend. Die Sicht betraegt keine 100 Meter mehr, als wir einlaufen. Ein erneut perfekter Segeltag geht zu Ende.
20.10.09 Caleta Martial (55°49'60" S; 67°16'60" W)
0700 Fruehstueck. 1000 Mit Motoren in Richtung Lennox, vielleicht weiter, bevor der Wind dreht. Wir funken die Marinestation an und erkundigen uns nach der lokalen Windprognose: bei ihnen 20-30 Knoten, easy. Wolf meint, es sind dann sicher ein paar mehr.
Mit Reffs in Fok und Gross gehts weiter. Melanie steht am Steuer, kaempft.
Es ziehen immer wieder kleine Schneefelder mit sehr kraeftigem Wind durch. Fast 70 Knoten, zzz, unfassbar.
Der Tag wird lang, es gibt kleine Haeppchen, Tomi sei dank. Wir fuehlen uns wie zu Hause.
Die Stimmung ist super und als wir die letzte Schneefront hinter uns lassen, springen die ersten Delfine am Bug. Die Tuemmler begleiten uns tanzend bis Lennox.
Wir ankern in einer kleinen romantischen Bucht auf Picton, einer Insel im Beagle Kanal.
21.10.09 Caleta Banner (55°1' S; 66°55'60" W)
0800 Fruehstueck. Ein entspannter Tag. Wir machen einen Landausflug bis zum See, an dem man Bieber beobachten kann. Wilde Natur (ueberall! ;-) ), Enten, Ibisse...
Wir stechen gegen 1200 in See. Leider mit Motor, der Wind hat gedreht, Westwind.
Danach gehts zurueck nach Puerto Williams. Abends hat sich Tomi ueberreden lassen, argentinisches Asado zu machen. Wir sind in Wolfs frueherem Zuhause eingeladen. Argentinisches Asado heisst im Vergleich zum deutschen Grillen warten.
Waehrend wir gierigen Mitteleuropaer das Fleisch 10 Minuten auf den Grill schmeissen, ist das hier eine langsame, sehr langsame Prozedur. Juergen ist skeptisch und geht erstmal Biernachschub holen. Nach fast zwei Stunden Brickett nach Brickett auflegen und Pusten: Sehr sehr lecker! Argentinier & Fleisch halt, Respekt! ;-)
22.10.09 Rueckfahrt nach Ushuaia (54°48'44" S; 68°17'42" W)
0800 Fruehstueck. David setzt aus, war wohl zu viel ... Fleisch gestern, hihi. Oder Seegang?
Die weitere Rueckfahrt verlaeuft ruhig, wir passieren Schiffe und inzwischen Wracks, die hier gern mal versicherungstechnisch an Land gesetzt werden.
Highligt des Tages sind aber kleine Gefaehrten, die wir auf der Pinguinera besuchen.
Danach noch ein Abstecher zu den Seeloewen
Gegen 1500 laufen wir im Hafen ein.
Eine traumhafte Woche geht zu Ende. Juergen ist quasi schon Kapitaen (er traeumt zumindest davon...) und Melanie muss vom Boot gezerrt werden, sie wuerd am liebsten gleich hier bleiben.
Hier auch noch ein paar unserer Fotos auf Wolfs und Jeannetes Seite :-)