Frueher erster Hafen am Rio de la Plata, heute vor allem eins: Fussball! Die Boca Juniors sind hier zuhause, und die Fans mit Ihnen, seit nunmehr 104 Jahren.
Nachdem wir San Telmo rauf und runter gelaufen sind, um ein Hostel zu finden, stratzen wir zum Stadion und ergattern zwei Karten in der Fantribuene von Boca. Cool!!! Eigentlich sollten sie erst am darauffolgenden Wochenende wieder in Buenos Aires spielen, aber so ... umso besser.
Den Nachmittag nutzen wir, durch das alte und tangotanzende Viertel San Telmo zu laufen. Melanie erinnert es sehr an das sonntaegliche Marais in Paris, mit italienisch-spanischem Einfluss: Die Strassen sind voller Staende, Bilder, Schmuck, Souvenirs, Kleinigkeiten zum Essen. Dazwischen Strassenkuenstler , musizierende Omis und...Tangotaenzer! :-)
Tango
Mel hat noch ein wenig Hoffnung, dass es Juergen inspiriert, mal gemeinsam das Tanzbein zu schwingen, nur fuer eine halbe Stunde, und natuerlich nicht auf der Strasse, aber... keine Chance. Weltbilder, besser krumme Fuesse (Anm. der männlichen Paar Beine), aendern sich so schnell nicht. Aber sehr schoen anzusehen bei einigen Paaren und eine CD mit elektronischem Tango entschaedigen ;-). Wir bummeln durch die Gassen, staunen bei den Antiquitaeten und vor allem ihren Preisen (billig!) , snacken Empanadas und Wein in der sehr alten Markthalle und entdecken ein nettes kleines Resto fuer nach dem Spiel – ihr wisst schon, Hunger nachher wie vorher...
Ein sehr schoener Sonntag Nachmittag, wie Sonntage immer sein koennten (wir sind witzigerweise und ungeplant immer sonntags in den Staedten und nicht immer ist es so nett wie hier). Dann noch schnell zum Hostel, Taschen dalassen und auf geht´s, mit dem Bus zum Stadion. Der erste will/kann uns nicht mitnehmen, da wir keine Kleingeld fuer die Tickets haben. Oh,... in Argentinien hat so gut wie niemand Muenzen... im Supermarkt gibt´s fuer passendes Rueckgeld oft auch mal Kaugummmis oder Bonbons bis hin zu Maggi Suppen-Wuerfeln. Jemand hilft uns aber aus und schon sitzen wir im naechsten Bus. Ob er richtig haelt, brauchen wir nicht zu fragen, wir folgen den blau-gelben Massen. Vor dem Stadion - La Bombonera - eine riesenlange Schlange, und ad-hoc Burgerstaende. Das muss jetzt sein, gewuerztes Pressfleisch zwischen zwei halben weissen Broetchen mit schoen viel Mayo, Senf und Ketchup, herrlich :-). Dann oeffnen sich die Tore, es geht durch zwei Sicherheitskontrollen, Block 12 ist schon voll, oben und mittendrin finden wir aber noch Platz.
Wow!!! Was fuer eine Atmosphaere. Die ganze Tribuene singt, Schlachtenrufe eins, zwei, drei, vier und fuenf, unterstuetzt von... was sitzt den da… drei bis vier Trommlern und Trompetern, sehr geil eine ganze Combo mit 10 Mann ist da. Es wird immer heisser, ALLE singen mit. Und das Boca-Herz beginnt zu schlagen. Das Spiel ist noch nicht einmal angepfiffen und wir haben das Gefuehl, als ob schon alles gewonnen waere (es sind die ersten Spiele der Saison). Das Spiel, schnell, dynamisch, nach vorne, Fouls auf beiden Seiten, kurz und knapp, kein Gejammer und Liegenbleiben, trotzdem hart, aber ohne viel Pfeifen.
Huu, Velez Sarsfield geht in Fuehrung, fuer die Boca-Fans Ansporn, noch lauter zu werden. Und schwups, der Ausgleich, dann wieder Sarsfield, und … Ausgleich! Was fuer ein Tor, aus 25 Metern ins rechte Kreuzeck, Jürgen staunt!!! Es bleibt superspannend. Unzaehlige Tormoeglichkeiten auf beiden Seiten, keines faellt. Bis Martin Palermo in der 70. Minute ein Rekordtor aus 40 Metern Entfernung koepft(!). Wahnsinn!
So laut, so begeistert, so argentinisch. 3:2 Sieg!!!
Wuerden sofort wieder hingehen, am 25. Oktober spielt unsere Boca gegen den Erzrivalen Riverplate (ebenfalls aus BA), da sind wir in Patagonien und werden einen Bildschirm suchen.
Was gibt es neben Tango und Fussball noch in Buenos Aires? Viel, so viel, dass der Beitrag hier explodieren wuerde. Dazu gehoeren fuer uns Palermo Viejo, das Café La Poesia in San Telmo mit dem besten Salat und unserer ersten Flasche Weisswein in Argentinien, sowie Don Ernesto und ein neuer Rotwein, die World Press Photo 2009, das Museo de la Policia Nacional, der Blick von oben aus dem Sheraton und dem Panamericano, die Avenida 9 de Julio -die groesste Strasse der Welt , das Café Tortoni - aeltestes der Stadt, der Friedhof Recoleta im Herzen der Stadt , auf dem neben Präsidenten und Admirälen auch Eva Peron ruht (schoenster Friedhof, den wir je gesehen haben), uralte und riesengrosse Baeume , Museen und Events, schoene Parks fuer die es sich lohnt wieder her zu kommen!
Am Tag nach dem Boca-Spiel hatten wir was besonderes zu feiern, Juergens 33. Geburtstag. Wenn diese Schnapszahl kein Grund ist, den Morgen mit Geburtstagkerzen auf einer Torta Dulce de Leche zu beginnen , Richtung Puerto Madero zu schlendern und auf der Hafenpromenade mit Quiche, Wein und Eis zu picknicken
, nachmittags im Tortoni Champagner zu schluerfen , dazu eine hervorragende Lemon Pie und abends in der sehr portensischen Parilla El Desnivel Berge von Fleisch (Das Bild heisst: "Die Kreuzigung der Suender") zu verspeisen - dann wissen wir es auch nicht.
Uns hat Buenos Aires sehr sehr gut gefallen. Genug und noch fuer mehr.
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